Ansich auf beide Rathäuser über eine Frühlingswiese. Rechts das historische Rathaus mit dem Ortsmuseum und links das 1980 eröffnete Rathaus der Gemeinde

Oignies/Frankreich

Die Bürgermeister von Mutterstadt und Oignies Ewald Ledig und Jean-Pierre Corbisez unterzeichneten am       10. Oktober 2004 in Mutterstadt die nachfolgende Partnerschaftserklärung

Partnerschaftsurkunde Oignies Frankreich


Presseberichte:

Lage, Größe

Das Signet der Partnergemeinde Oignies in Frankreich

Oignies liegt in Nordfrankreich, etwa 20 km südlich von Lille. Von Mutterstadt sind es ca. 550 km, durchweg Autobahn. Der Ort hat etwa 11 000 Einwohner und ist immer noch eine typische Bergbausiedlung, obwohl der Kohleabbau seit 1990 eingestellt ist. Auffallend sind die allgegenwärtigen riesigen Abraumhalden, die derzeit begrünt werden. Geprägt wird der Ort auch durch die typischen ein bis zweistöckigen Einfamilienhäuser.

Geschichte

Das Rathaus der Partnergemeinde Oignies in Frankreich

Der Ort besteht schon seit den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung, möglicherweise ein römisches Gut. "Die großen Ereignisse der älteren Geschichte sind an ihm vorübergegangen" (Zitat aus Oignies).
Erst durch die Entdeckung der Kohlelager Mitte des 19. Jahrhunderts wurde aus dem Schloss und Grundbesitz eines adligen Großgrundbesitzers sehr schnell eine größere Gemeinde mit mehreren Zechen. Um den Arbeitskräftebedarf zu decken, wurden, ähnlich wie im Ruhrgebiet, Polen angeworben (um 1930 waren 1/3 der Einwohner Polen, die zum Teil über die "Zwischenstation Ruhrgebiet" gekommen waren). Nach dem 2. Weltkrieg kamen dann die Arbeitskräfte aus Algerien und Marokko. Polen wie die verbliebenen Maghrebiner sind inzwischen französische Staatsangehörige, dadurch beträgt die Ausländerquote nur 4%.

Oignies hat in den beiden Weltkriegen sehr gelitten. Nicht nur das Rathaus wurde zweimal demoliert (und wieder aufgebaut). Im 2. Weltkrieg starben 80 Zivilisten und 400 Häuser wurden zerstört.

Derzeitige Situation

1990 wurde die letzte Zeche geschlossen, mit den entsprechende Folgen, wie Arbeitslosigkeit (derzeit noch offiziell 12 - 14 %).
Inzwischen haben sich die umliegenden 14 Gemeinden zu einer "Agglomeration" zusammengeschlossen (mit etwa 120 000 Bewohnern) und mit staatlichen Fördermitteln dafür gesorgt, dass das Gebiet wieder lebenswert ist bzw. wird.

Derzeit wird ein Logistikzentrum aufgebaut für den europaweiten Güterumschlag zwischen Straße, Schiene und Binnenwasserstraßen, das im Endausbau 8 000 Menschen beschäftigen wird.
Ebenso entstand und entsteht noch für die Agglomeration ein riesiges Einkaufszentrum mit Fachmärkten, Kinos, Restaurants usw.
Direkt im Ort auf dem Gelände einer ehemaligen Grube gibt es ein Bergbauausbildungsmuseum und ein Dampfmaschinenmuseum, in dem schon jetzt sehenswerte Modelleisenbahnanlagen im Aufbau sind.

Daneben wird in einer zweiten Zeche ein Untertage-Schaubergwerk geplant.
Oignies wird jetzt immer mehr zu einer "Schlafstadt" für die benachbarten Großstädte Lille und Lens im Süden (eine Parallele zu Mutterstadt).
Es wird versucht, die großen Brachflächen auch landwirtschaftlich zu nutzen; dies ist aber problematisch wegen der zwar nicht mehr sichtbaren, aber trotzdem noch vorhandenen Bodenverschmutzung. (Im Ort gibt es nur einen Bauernhof).

Das Schloss der ehemaligen Grund- und Bergwerksbesitzer ist inzwischen zu einer Reha-Klinik umgebaut, der früher geschlossene riesige Park ist jetzt öffentlich zugänglich
Folge der "schlechten Zeiten" ist auch, dass es direkt in Oignies kein Hotel oder Restaurant mehr gibt (aber in der Nachbargemeinde, nur 3 km entfernt).

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Politisch

Das Motto im Logo von Oignies lautet "Bewege das Leben". Genauso optimistisch haben wir unseren Besuch erlebt.
Der Bürgermeister ist gleichzeitig in der Agglomeration zuständig für Umwelt und Raumordnung. Die dort Verantwortlichen können noch nicht direkt gewählt werden. Aber auf längere Sicht werden sie die Departements als Verwaltungseinheiten ablösen. Der in Frankreich schon fortgeschrittene Aufbau von "Regionen" als größere Bindeglieder zur Zentralmacht, ermöglicht letztlich wohl eine
föderative Struktur, ähnlich wie in Deutschland.

Gemeindeleben

Die Infrastruktur ist recht gut und modern. Kinderkrippen, 4 Kindertagesstätten, 5 Grundschulen, 2 weiterführende Schulen (Lyceum), eine Musikschule. Durch die Bergwerkstradition gibt es große Vereinsaktivitäten mit insgesamt 86 Vereinen.
Die sportlichen Möglichkeiten sind sehr großzügig . Z. B. gibt es eigene Hallen für Tischtennis und Kampfsportarten, das Fußballgelände kann sich durchaus mit dem Mutterstadter Sportpark messen.

Wenn man durch Oignies fährt, ist man überrascht, wie viele Neubaugebiete um den alten Ortskern in den letzten Jahren entstanden sind und entstehen. "Billigbauten" werden abgerissen. Insgesamt scheint die Konversion hier durchaus geglückt zu sein.

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Partnerschaft

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Der Partnerschaftsverein und der Gemeinderat von Oignies sind der Meinung, "dass ihre Jugend am europäischen Leben teilnehmen muss; dazu gehört auch die deutsche Sprache als die am meisten gesprochene Sprache in Europa".
Die Partnerschaft soll zunächst auf Vereinsebene entstehen und auf Schulen und Jugendbegegnungen ausgedehnt werden. Auch wirtschaftliche Kontakte sind möglich und erwünscht.

(Bericht von Sigbert Fuchs, Partnerschaftsverein)

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Weitere Informationen können der Homepage von Oignies entnommen werden.

Unter www.monsite.wanadoo.fr/jumelage ist die Homepage des Partnerschaftsvereins sogar auf deutsch zu finden!